Von Lamas und Borkenkäfern

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22. - 24. April, Frankenweg, Rennsteig

Der nächste Tag führt mich durch den Frankenwald und das Terrain wird wieder bergiger. Ab und an hat man einen wunderbaren Ausblick auf das Maintal. Die meiste Zeit sehe ich aber nur Nadelwald. Entsprechend langweilig ist diese Etappe, aber immerhin anstrengend. Am Ende des Tages kommen auf 40 km über 1600 Höhenmeter zusammen. 

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Wasser ist auf diesem Abschnitt keines zu finden und so zwingt mich mein Durst an einem einsamen Haus zu klingeln. Die Bewohner erzählen mir viel über die Gegend und das Problem mit den Borkenkäfern. Im Laufe des Tages bleibt mein Blick nun immer öfter an sterbenden Fichten hängen.

Schließlich erreiche ich den Döbraberg, den größten Berg des Frankenwaldes. Ich bin hier mit Bastian aus dem Ultraleicht Forum verabredet, doch als ich an der Spitze ankomme empfangen mich zunächst zwei Lamas. Verwundert begrüße ich die Beiden und deren Besitzer und wir führen ein nettes Gespräch. Michaela und Michael betreiben eine kleine Pension und bieten Trekkingtouren an. Leider können sie aber kein Lama für meine Nordkap Tour erübrigen. An dieser Stelle sei trotzdem etwas Werbung erlaubt: http://www.mitimino-lamas.de

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Kurz darauf trifft Bastian ein und verwöhnt mich mit Kuchen. Wir unterhalten uns über alles mögliche, unter anderem auch über das Borkenkäfer Problem. Bastian arbeitet beim Sachsenforst und bestätigt das Waldsterben. Die Monokultur und die Dürren der letzten Jahre tragen stark zur Verbreitung des Parasiten bei. Die Forstwirtschaft kann dem kurzfristig nicht viel entgegensetzen außer die betroffenen Bäume zu fällen. Langfristig wird zwar versucht den ursprünglichen Mischwald wieder aufzuforsten, aber das ist teuer und dauert mehrere Generationen. Die nächsten Tage bedrückt es mich immer wieder wenn ich die Schneisen in dem sonst so schönen Wald bemerke.

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Als es langsam dunkel wird und ich mir einen Schlafplatz suchen muss verabschieden wir uns. Da es bereits spät ist habe ich nicht viel Zeit zum Suchen und schlage mein Zelt in Sichtweite von Wanderweg und Straße auf. 

Am nächsten Vormittag muss ich mich beeilen. Daniela hat mir ein Paket nach Blankenstein geschickt und die dortige Postfiliale schließt bereits Mittags. Das heißt ich muss 25 km vor 13 Uhr bewältigen. Trotzdem nehme ich mir die Zeit um den wunderschönen Sonnenaufgang um zu bewundern.

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Um kurz nach 12 stehe ich vor dem Paketshop und nehme mein Paket in Empfang. Mein altes Longsleeve darf nun nach über fünf Jahren in Rente gehen und wird ausgetauscht. Das Gewebe ist mittlerweile so dünn dass es ständig reißt und Nähen keinen Sinn mehr macht. Trotzdem möchte ich es nicht wegwerfen und schicke es zusammen mit meinem Mückennetz, das ich voraussichtlich erst in Schweden brauche, zurück nach Hause. Nachdem die Logistik erledigt ist , gehe ich einkaufen und lasse mir mehrere Thüringer Bratwürste schmecken. Dazu verdrücke ich eine ganze Packung Brownies, einen Kefir, zwei Donuts, eine Flasche Cola und einen Apfel für das gute Gewissen. Hier in Blankenstein endet der Frankenweg. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Im Schnitt bin ich jeden Tag ca. 30 km gelaufen, die eineinhalb Pausentage mit eingerechnet.

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Bevor ich den hier beginnenden Rennsteig in Angriff nehme, lege ich mich erst einmal auf die Bank und mache ein Verdauungsschläfchen. Gut erholt und satt bin ich neugierig was Thüringen zu bieten hat. Das sonnige Wetter und der kühle Wind sind die perfekte Kombination zum Wandern und zügig komme ich voran. Abends finde ich eine wunderbare Lichtung zwischen Tannenbäumen und schlage dort mein Zelt auf. Meine Schlafplatzwahl rächt sich allerdings am nächsten Morgen. Kein Blätterdach konnte diesmal mein Zelt vor Raureif schützen und auch mein Schlafsack ist etwas feucht geworden.

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Ich packe zusammen und schüttele notdürftig mein Zelt aus. Dann breche ich auf, da ich nicht mehr genug Wasser für das Frühstück habe. Bald finde ich jedoch eine Quelle und der Heißhunger lässt mich 500 Gramm Müsli auf einen Schlag vertilgen. An einer sonnigen Wiese mache ich Rast und trockne Zelt und Schlafsack. Ein fränkisches Pärchen gesellt sich zu mir und auch sie erzählen, dass der Wald von Borkenkäfern aufgefressen wird. Zudem haben sie ein paar Geschichten vom Mauerfall zu berichten und schnell ist eine Stunde vorbei und Zelt und Schlafsack sind trocken.

Der Rennsteig ist ein Kammweg und verläuft hauptsächlich durch den Thüringer Wald. Dieser ist ziemlich dicht und so sieht man nur wenig von der Umgebung. Dass dies der meist begangene Fernwanderweg Deutschlands sein soll kann ich nicht ganz nachvollziehen. Häufig verläuft der Wanderweg entlang einer Straße oder auf breiten Forststraßen. Im direkten Vergleich gewinnt eindeutig der viel abwechslungsreicherer Frankenweg. Ich nehme an dass die Bekanntheit wohl der Infrastruktur geschuldet ist. An jeder Ecke stehen Schutzhütten mit breiten Bänken, auf denen man sicher gut schlafen kann.

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An diesem Abend bin ich aber mit Hans verabredet. Nachdem ich meine Tour im Ultraleicht Forum angekündigt hatte, bot er mir an, dass ich bei ihm schlafen und seinen Kühlschrank leer fressen dürfe. Sowas lässt sich ein hungriger Fernwanderer nicht zweimal sagen und so lasse ich den Rennsteig hinter mir. Auf einen Schlag gefällt mir auch die Landschaft viel besser. Anstatt dichtem Wald kann ich nun das hügelige Thüringen bewundern.
Hans hat angekündigt er wolle mich vom Hund fressen lassen. Weil ich das nicht ganz einordnen kann bin ich ein bisschen aufgeregt als ich vor seiner Haustüre stehe.

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